Ich finde, wir Frauen sind noch viel zu viel als Einzelkämpferin unterwegs und suchen uns zu wenig Unterstützung. Eine Form der Unterstützung kann ein Mentoring sein.
Was ist Mentoring?
Meistens sind Mentoren im Unternehmenskontext zu finden als Personalentwicklungsinstrument. Der Mentor oder die Mentorin gibt fachliches Wissen oder Erfahrungswissen an eine noch unerfahrenere Person (Mentee) weiter. Manchmal vermittelt er oder sie auch persönliche Kontakte und nutzt das eigene Netzwerk. Ziel ist es dabei, den oder die Mentee bei der persönlichen oder beruflichen Entwicklung zu unterstützen.
Unterschied zum Coaching
Im Unterschied zum Coaching ist der Mentor üblicherweise nicht extra für diese Tätigkeit ausgebildet. Er gibt selbst erworbene und praktizierte Erfahrungen, persönliches Wissen, Vorgehensweisen und Strategien weiter. Mentoring ist ein Austausch auf persönlicher Ebene, der auf einer ehrenamtlichen und damit unentgeltlichen Basis beruht.
Meine Erfahrung als Mentee
Ich hatte bei meinem alten Arbeitgeber das erste Mal Kontakt mit dem Konzept des Mentoring. Bis dahin hatte ich davon noch nicht viel gehört. Mein Arbeitgeber hat zusammen mit anderen Unternehmen bei einem Cross-Mentoring Programm teilgenommen. Dort wurden Mentoren und Mentees über die Unternehmensgrenzen hinweg miteinander zusammengebracht. Ich hatte mich für einen solchen Platz beim Cross-Mentoring beworben und wurde genommen. Dadurch habe ich eine erfahrene Führungskraft aus einem anderen Unternehmen für ein Jahr als Mentor an die Seite bekommen. Die Zeit war unheimlich spannend, denn ich erhielt nicht nur andere Sichtweisen, sondern hatte auch einen Sparringspartner außerhalb des eigenen Unternehmens und bekam detaillierte Einblicke in die Abläufe in der anderen Firma. Daneben konnte ich mich als Führungsperson weiterentwickeln.
Schau doch mal, ob dein Arbeitgeber auch ein Mentoring-Programm innerhalb des Unternehmens anbietet oder sogar darüber hinaus.
Werde selbst aktiv
Aber auch wenn das dein Unternehmen nicht anbietet, kannst du selbst aktiv werden und dir selbst einen Mentor oder eine Mentorin suchen. Dafür solltest du aber nicht irgendwen ansprechen. Sondern überlege genau, was möchtest du erreichen. In welchem Bereich könntest du einen Blick von außen gebrauchen. Und dann sprich Personen an, die bereits da sind, wo du gerne hinmöchtest. Das kann sich auf eine Position im Unternehmen beziehen oder auf eine persönliche Eigenschaft, die du verbessern möchtest.
So habe ich eine Frau bei mir im Unternehmen angesprochen, deren Präsenz ich sehr bewundert habe. Sie kam in den Raum und hat diesen sofort gefüllt. Ich nahm all meinen Mut zusammen und habe sie gefragt, ob sie meine Mentorin sein möchte. Natürlich habe ich ihr auch erzählt, warum ich an sie als Mentorin gedacht habe und in welchem Bereich ich mir Unterstützung von ihr wünsche. Sie war zunächst zwar sehr überrascht, aber dann gerne bereit. Mit ihr habe ich mich dann über Haltung, Selbstbewusstsein und sichtbar werden ausgetauscht. Dafür braucht es kein offizielles Programm.
Bei welchen Themen kann ein Mentor unterstützen?
Die Themen, bei denen ein Mentoring hilfreich sein kann, sind vielfältig. Beispielhaft habe ich hier mal ein paar aufgeführt:
- Neues Wissen aneignen
- Kenntnisse vertiefen
- neue Fähigkeiten erlernen
- Kompetenzen erweitern
- Gewohnheiten verändern
- Werte definieren
- Ressourcen aktivieren
- Lösungswege finden
- Inspiration erhalten
- Perspektiven aufzeigen
Und was hat der Mentor davon?
Du brauchst jetzt nicht denken, dass das für den Mentor ja gar nichts bringt und nur zusätzliche Zeit kostet. Denn im Gegenteil auch der Mentor oder die Mentorin kann aus der gemeinsamen Zeit einiges mitnehmen. Auch er oder sie bekommt Einblicke in andere Bereiche und Sichtweisen. Auch der Mentor oder die Mentorin entwickelt sich dadurch weiter.
Von der Mentee zur Mentorin
Dass das Verhältnis nicht einseitig ist, durfte ich mittlerweile auch schon erfahren. So war ich schon mehrfach als Mentorin für Studierende der Frankfurt School of Finance and Management tätig und habe Studierende bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung unterstützt. Ich habe mit ihnen Karrierewege geplant oder auch Kontakte vermittelt. Es hat mir immer auch Einblick in ihre Welt ermöglicht und hat meine Sichtweisen durchaus auch verändert oder in Frage gestellt.
Überlege also mal, in welchem Bereich du dich gerne weiterentwickeln würdest? Wen kannst du ansprechen? Trau dich ruhig, mehr als nein sagen kann die Person nicht. Aber ich bin mir sicher, sie unterstützt dich gerne.