Was möchte ich meinen Kindern mitgeben?

Erstveröffentlichung: 22.04.2022

Ich sitze mit den Kindern beim Abendessen. Mein Mann arbeitet noch im Arbeitszimmer. „Warum arbeitet Papa immer so viel?“, fragt mein Sohn. „Du arbeitest doch auch nicht so lange, Mama.“

Tja, was ist da jetzt die richtige Antwort?

Ich überlege kurz und erkläre, dass mein Mann mehr Arbeitszeit zu erfüllen hat, als ich in der Bank. Dass ich meine Zeit als Coach flexibler einteilen kann. Ich versuche zu vermitteln, dass wir uns die Erziehungsarbeit teilen und dass es ja gut ist, dass ich mit den Kindern essen kann. Ich erkläre ihnen aber auch, welche Nachteile es hat, dass ich nicht so viel arbeite, wie der Papa. Ich werde weniger Rente bekommen und werde dann ein Stück weit von ihm abhängig sein. Es entwickelt sich eine spannende Diskussion über Arbeitszeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und unsere Gesellschaft im Allgemeinen. Interessant zu sehen, über was ich mit meinen 10 und 12 Jahre alten Kindern schon diskutieren kann.

Abends im Bett frage ich mich, ob ich das Gespräch „gut“ gemeistert habe. Was möchte ich meinen Kindern mitgeben? Meiner Tochter, aber auch meinem Sohn.

Was möchte ich meiner Tochter mit auf den Weg geben?

Ich möchte meiner Tochter zeigen, dass es selbstverständlich ist, dass Frauen und damit auch Mütter einen anspruchsvollen Job haben können. Da war mir meine Mutter ein gutes Vorbild. Sobald ich in den Kindergarten kam, hat sie gearbeitet. 

Oft ist es aber leider auch heute noch nicht selbstverständlich, dass Frauen nach der Elternzeit einfach wieder einsteigen können und am beruflichen Erfolg anknüpfen können. Und dafür müssen wir kämpfen. Auch das möchte ich meiner Tochter mitgeben; dass wir manchmal kämpfen müssen und dass es sich lohnt zu kämpfen. Wir sollten nicht alles hinnehmen, sondern für unsere Wünsche und Ziele eintreten. Manchmal ist das eine ganz schöne Gratwanderung zwischen Selbstverständlichkeit vermitteln und zum Kampf aufrufen.

Was gebe ich meinem Sohn mit?

Meinem Sohn möchte ich mit auf den Weg geben, dass sich Väter genauso wie Mütter um die Kinder kümmern können. In den letzten Jahren hat sich da schon einiges getan. Als ich klein war, hat kaum ein Vater einen Kinderwagen geschoben, geschweige denn das Baby im Tragetuch getragen. Das ist heute normal. 

Aber dass sich die Eltern gleichberechtigt die Erziehungsarbeit teilen, beide in Teilzeit arbeiten und das auch von der Gesellschaft akzeptiert wird, das ist häufig noch die Ausnahme. Und auch unsere Familie ist da kein Vorreiter. Wie gesagt, mein Mann arbeitet Vollzeit und trägt den Großteil zum Haushaltseinkommen bei. Das war nicht geplant, sondern hat sich ergeben.

Es gibt nicht den einen Weg

Auch dafür möchte ich meine Kinder sensibilisieren. Dass es immer mehrere Wege und Modelle gibt. Das was für uns passt, muss für eine andere Familien noch lange nicht funktionieren. Es gibt eben nicht die einzig richtige Lösung. Das besprechen wir auch häufig, wenn die Kinder erzählen, wie es in anderen Familien läuft. Wir diskutieren, was die Vor- und Nachteile an diesem Lebensmodell sein könnten und was sie daran gut finden oder auch nicht.

Das ist es, was ich vor allem meinen Kindern mitgeben möchte: Sie sollen den für sich passenden Weg finden. Offen sein, diskutieren, sich andere Wege ansehen und für sich schauen, ob sie was für sich mitnehmen können.

Möchtest du den für dich passenden Weg finden? Im Coaching können wir das gemeinsam herausfinden, was für dich, deine Situation das passende ist. 

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